Forschungsprojekt „Eine politische Geschichte der Oper in Wien 1869 bis 1955″.
Finanziert vom FWF, Laufzeit: 2012-2015.
Projektleitung: ao. Univ.-Prof. Dr. Christian Glanz (Universität für Musik und Darstellende Kunst Wien). Projektteam: Dr. Tamara Ehs, Mag. Angelika Silberbauer, Dr. Fritz Trümpi.
Kontakt: tamara.ehs@univie.ac.at
Das Projekt zielt darauf ab, die politischen Aspekte der Wiener Operngeschichte im Rahmen eines für die Geschichte Österreichs wesentlichen Zeitraums in Kooperation historischer, politologischer und musikwissenschaftlicher Zugänge interdisziplinär zu untersuchen. Die zeitgeschichtlichen und politischen Wechselwirkungen über einen längeren Zeitraum hinweg stellen nach wie vor ein Desideratum dar. Der Zeitraum zwischen 1869 und 1955 umfasst entscheidende Einschnitte und Weichenstellungen, von denen vielfältige und fortdauernde Wirkungen ausgingen. Die Regimewechsel der Jahre 1918, 1933, 1938 und 1945 hatten ebenso direkten Einfluss auf die Opernpolitik wie etwa der Niedergang des politischen Liberalismus, der Nationalitätenkonflikt, die Einführung des allgemeinen Männerwahlrechts oder die politischen und wirtschaftlichen Krisen der Zwischenkriegszeit. Der Beginn des Untersuchungszeitraums wird von der Eröffnung der Hofoper am Ring im Jahre 1869 markiert, politisch korrelierend mit der Kulminationsphase der liberalen Hegemonie. Das Ende des Untersuchungszeitraums fällt mit der gerade durch die Wiedereröffnung der Oper 1955 intensiv symbolisierten Wiedererlangung der staatlichen Unabhängigkeit zusammen. Der große Umfang des Untersuchungszeitraums ermöglicht es, Kontinuitäten und Brüche der politischen Geschichte der Oper über die üblichen historischen Zäsuren hinweg herauszuarbeiten. Dabei soll analysiert werden, ob und inwiefern derartige Schlüsseljahre die Oper unmittelbar tangierten oder ob und inwiefern Kontinuitäten z.B. in Spielplan- oder Personalpolitik oder in der Auswahl, Einrichtung und Inszenierung von Opern bestehen blieben.
Im Zentrum der Untersuchung stehen zwei Aspekte:
1. Die politische Organisationsgeschichte der Oper im Sinne einer Verwaltungsgeschichte: insbesondere rechtliche Rahmenbedingungen, parteipolitische und gewerkschaftliche operninterne Gruppierungen, sowie Personalpolitik.
2. Die Ästhetik und Gestalt von Opern und Opernaufführungen im Hinblick auf das Verhältnis von künstlerischem Gestaltungswillen und politischem Einfluss, das sich in der äußeren Handhabung des Spielplans sowie im werkimmanenten Umgang mit den Stücken und deren Wahrnehmung durch die RezipientInnen sowie der öffentlichen Kritik in ihrer gesellschaftlichen und parteipolitischen Bedingtheit zeigt.